13.06.2009

US-Film zum Folter-Dilemma bei verdächtigen Terroristen kommt

Der Thriller UNTHINKABLE ist in der Postprodukttion und soll nächstes Jahr starten. In dem Film von Regisseur Gregor Jordan ("Buffalo Soldiers", "Ned Kelly"), hochkarätig besetzt mit Martin Sheen, Samuel L. Jackson und Carrie-Anne Moss geht es um eine Verhörsituation, die wie die Ausgestaltung des alten moralischen Dilemmas: Wieweit darf ich gehen, um Informationen zu erhalten, die Leben retten?

Im Filme geht es um einen Verdächtigen, der über den Aufenthaltsort dreier Atombomben in den USA Bescheid wissen soll, sowie einen FBI-Agent und ein "Befragungs"-Spezialist für verdeckte Operationen.

Hollywood hat das Dilemma des "Undenkbaren" - unmenschliche Folter, um Unmenschliches zu verhindern - hinsichtlich des Terrorismus in den letzten Jahren öfters, wenn auch nicht so zentral in einem Film, durchgespielt. In THE SIEGE (dt. AUSNAHMEZUSTAND) (USA 1998) muss der FBI-Mann (Denzel Washington) hilflos das brutale und schließlich tödliche (im Film nur angedeutete) Verhör durch den General (Bruce Willis) geschehen lassen - es herrscht Kriegrecht in New York. Gute und Böse, zumindest aber Recht(schaffenheit) und Unrecht sind hier freilich über die Figuren sauber verteilt und können zu einer für jeden bequemen Lösung kommen: Der General wird schließlich verhaftet.

In RENDITION/ MACHTLOS (USA 2007) von Gavin Hood werden die US-Methoden angeprangert, Verdächtige in befreundete, weniger um die Menschenrechte besorgte Staaten zu verschleppen, wo sie, wie der brave Familienvater Anwar El-Ibrahimi (Omar Metwally), brutal „verhört“ werden. Der Film löst dies in einem breiten Tableau der Situation auf: Anwars Frau versucht über persönliche Beziehungen auf politischer Eben zu intervenieren – wo, auf der Gegenseite die kalte Senatorin die geheime Rendition-Taktik des Militärs der Sicherheitsdienste für nötig erachtet. Desweiteren bietet der Film: einen CIA-Agent, der seine Unschuld verliert – und sein Gewissen entdeckt; der Chef des örtlichen, nordafrikanischen (und nicht näher benannten) Staates hat neben dem Beruf Ärger mit seiner Tochter, die wiederum einen jungen Extremisten liebt. ..

UNTHINKABLE ist nun sicher nicht der erste (Hollywood-)Film, bei dem es um Brutalität und Folter bei Verhören geht. Es wird aber interessant sein, wieweit der Film sich dabei wirklich in den Graubereich der ethnischen Diskussion traut und auch einen ernstzunehmenden Auseinandersetzung damit wagt, folglich einen „unterhaltenden“ Beitrag zur Debatte liefert, ob man – z.B. – von Terroristen gekaperte Passagierflugzeuge abschießen darf, um Schlimmeres zu verhindern.

Im indischen Bollywood-Kino ist das Thema Folter im Übrigen kaum ein großes Thema: Unterschiedliche (vor allem unterschiedlich ernst zu nehmende) Filme wie DILJALE (IND 1996), BLACK FRIDAY (IND 2004) über die Aufklärung des Mehrfachanschläge von Bombay 1993 oder DHOKHA (IND 2007) präsentieren eine Land, in dem nicht zimperlich mit „Terroristen“ umgegangen wird. Etwas, das zwar oft als verwerflich, allerdings als nichts Aufsehenerregendes präsentiert wird (auch der Shahrukh Khan in MAIN HOON NA (IND 2004) hat schon mal eine selbstverständliche Gefangenenmißhandlung – und generell wird das Ohrfeigenverteilen von Polizisten in Bud-Spence-Manier zum üblichen Verhalten im populären Unterhaltungskino des Subkontinents gezeigt). Nun ja, „andere Länder, andere Sitten…“

UNTHINKABLE, nach dem Drehbuch von Oren Moverman und Peter Woodward soll, 2010 in die US-Kinos kommen. Über einen Deutschlandstart ist noch nichts bekannt.

IMDB-Link hier.