13.07.2009

DVD: TRAITOR (USA 2008)


Regie: Jeffrey Nachmanoff
Buch: Jeffrey Nachmanoff
(Story: Steve Martin u. Jeffrey Nachmanoff)
Kamera: J. Michael Muro
Musik: Mark Kilian
Schnitt: Billy Fox

Darsteller:
Don Cheadle ("Samir Horn"), Guy Pearce ("Roy Clayton"), Saïd Taghmaoui ("Omar"), Neal McDonough ("Max Archer"), Alyy Khan ("Fareed Mansour"), Jeff Daniels ("Carter")

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Jeffrey Nachmanoff präsentiert auf den ersten Blick mit TRAITOR nicht wirklich etwas Neues in Sachen Terrorismus-Thriller – denn am Ende (und diese etwas schwammig Formulierung sei gestattet, um Spoiler zu vermeiden) ist alles hinsichtlich Gut und Böse doch wieder recht konventionell.

Und trotzdem: In dem mit Guy Pearce, Don Cheadle und Jeff Daniels namenhaft besetztem Film geht es darum, eine Schläferzelle aufzuhalten, die aus dem Jemen über Frankreich und England in den USA Anschläge verüben sollen. Auf der Seite der Helden agiert FBI-Agent Roy Clayton (Guy Pearce, bekannt u.a. aus MEMENTO und L.A. CONFIDENTIAL) – auf der anderen, als Gejagter, Samir Horn. Dieser Samir wird von Don Cheadle dargestellt, was dem Film einen besonderen Reiz verleiht, da Cheadle durch seine Rollen in Filmen wie dem Post-9/11-Drama REIGN OVER ME oder HOTEL RUANDA eine besondere Dramatik in den Film (mit-)bringt und seinem Samir, nicht zuletzt durch Cheadles Spiel, eine markante Tiefe verleiht.

Dieser Samir ist als Muslim und Afroamerikaner, enttäuschter US-Bürger und Ex-Soldat auch von der Konzeption ein origineller Charakter, denn Nachmanoff, der auch das Drehbuch schrieb, siedelt ihn irgendwo zwischen abgebranntem Verlierer und skrupellosen Waffenhändler an wenn wir ihn das erste Mal sehen. Zwischen dem überzeugten, dem tragischen und/oder verblendeten Terroristen – dem, der für eine nicht ganz so unverständliche Sache kämpft (wie in SYRIANA) und dem, der fanatisch und/oder nur auf Profit aus ist, bewegt sich Samir hier in einem Niemandsland der Kategorisierung, mit der man im Kino dem Terroristen zumindest erzählerisch "habhaft" werden will.



Zuletzt, nach größeren und kleineren Twists ist zwar alles dann doch relativ einfach. Aber TRAITOR ist nichtsdestotrotz einer jener Filme, die der vereinfachten Propaganda eines "Krieges gegen den Terrorismus" etwas entgegenhalten und zumindest ein wenig die Hintergründe auszuleuchten versuchen ohne sie fürs Einpassen ins Genre zu sehr zu zerbrechen. Dass dies hier, bei einem Action- bzw. Spannungsfilm, an Grenzen stößt, schmälert den Verdienst des Versuches nicht. Zumal es letztlich doch wieder die Figur des Samir ist, die den Weg weist. Wie der – ebenfalls muslimische und schwarze – Held Darwyn (Michael Ealy) in der großartigen TV-Serie „Sleeper Cell“ (2005) oder, zumindest im Ansatz, Leonardo DiCaprio als Ferris in BODY OF LIES (Der MANN, DER NIEMALS LEBTE) (2008) ist Samir alles andere als der reine Vertreter der USA, sondern viel zu sehr auf der „Gegenseite“ daheim.

Mit diesen Frontkämpfern und familiären Wracks mag man sich ein gutes Gewissen erkaufen und halbherzig den Fehler eingestehen, mit schierer Technologie die gute alte human intelligence überflüssig und den Kampf dadurch sauber halten zu wollen (auch, indem man sich nicht mit der womöglich nicht ganz so unlogische oder zumindest historisch unverständlichen Gedankenwelt der islamistischen Terroristen einlassen muss). Andererseits kann es vielleicht angesichts der Funktion der Filme, mit Thrill und Action zu unterhalten, auch erstmal nicht viel weitergehen. Und ein gehöriger Schritt gegenüber den Helden vergangener Zeiten, die US-Werte und Heimatland auf der „richtigen Seite“ verteidigten ohne sie je wirklich zu verlassen, ist es allemal.

UPDATE 29.09.2009:
Eine konzise Übersicht der Political Film Society, die über den Erkenntnisreichtum des Films wie leider auch über den Plottwist des Films Auskunft gibt, findet sich HIER.


Die DVD können Sie HIER bestellen.