15.08.2015

Anti-IS-Kampagne: #NotAnotherBrother


Unter dem Hashtag-Titel #NotAnotherBrother ("Kein weiterer Bruder") hat die in London ansässige Quilliam Foundation mit einem YouTube-Video am 3. August eine Kampagne gegen die Indoktrination v.a. des IS und all jener, die ihm zuarbeiten, gestartet.

Zu sehen ist ein verschmutzter, geschundener Mujahid in einem Kellerloch, der in seiner Kleidung den Brief seines Bruders findet. Darin - die Worte werden als Voice-Over über die Bilder gelegt - bereut dieser, zur Radikalisierung des jungen Gotteskriegers beigetragen zu haben. "Don't let your words turn our brothers into weapons", so die finale Message-Einblendung. Den Clip mit eine Lauflänge von 1 Min. 41 gibt es auch in einer fast vierminütigen "extended" Fassung (s.u.).


Quilliam dazu: "These films, generously supported through a crowdfunding campaign by a cross-section of the general public, are examples of counter-narrative videos." Quilliam-Vorsitzender Maajid Nawaz hofft, damit andere Nutzer zu inspirieren, ihre eigenen Gegenerzählungen zu kreieren und im Netz weiterzuverbreiten. "Only by uniting, as a civil society, behind human rights values and against the social ill of Islamist extremism, can we truly defeat it."

Zuvor schon hatten hochrangige Google-Mitarbeiter dazu aufgerufen, die Online-Propaganda des Islamischen Staates zu bekämpfen - u.a. durch Gegen-"Botschaften" auf der hauseigenen Plattform YouTube.

Die Quilliam Foundation ist ein 2008 von Ed Husain, Maajid Nawaz und Rashad Zaman Ali gegründeter Think Tank, der sich speziell mit islamistischen Extremismus und mögliche Gegenmaßnahmen befasst. 

Auf Twitter kann man der Kampagne #NotAnotherBrother folgen unter twitter.com/notanotherbro.

Kurzfassung des #NotAnotherBrother-Videos (1'41):




Die Langfassung (3'45):


09.08.2015

Batman vs. Bin Laden: Comics gegen Extremismus


In der ZEIT-Ausgabe Nr. 32/2015 (S. 46) findet sich unter dem Titel "Zeichnen gegen den Terror" ein Artikel von Andrea Böhm, der den jordanischen Künstler Suleiman Bakhit und seine Arbeit vorstellt. Der Sohn eines ehemaligen Politikes erfuhr am eigenen Leib die Muslimfeindlichkeit in den USA nach dem 11. September 2001 und entschloss sich, gegen die Heldennarrative von Terroristen und Fundamentalisten in seiner Heimat anzugehen und inspirierende Alternativen Kindern an die Hand zu geben, die bis dahin höchsten Osama bin Laden oder Aiman al-Zawahiri als Heroen zu nennen wussten. Bakhits "Gegenpropaganda" (oder Prophylaxe) sind Sci-Fi- und Superhelden-Comics, die es so in der arabischen Welt noch nicht gibt und für die sich Bakhit nicht an Marvel, sondern an japanischen Mangas orientierte. Ergebnis ist u.a. die Reihe "Element Zero" über eine rein weibliche Anti-Terror-Truppe.

Lesenswert ist der Beitrag auch wegen des Verweises auf andere popkulturelle Versuche, im Nahen und Mittleren Osten, islamistischer Indoktrination und etwa frauenfeindlichen Weltbildern vorzubeugen, ohne die islamische Kultur für westliche Unterhaltungsformen und Denkarten aufzugeben.

Einen rund elfminütigen Vortrag von Suleiman Bakhit auf dem Oslo Freedom Forum aus dem Jahr 2014, auf dem er auch auf die grundlegende Bedeutung und Relevanz von Erzählungen für die Sinnstiftung und die "Krieg gegen den Islam"-Narrative von IS und Co. eingeht, finden Sie hier: