11.01.2011

"Comedy of Terror": P. Hammond zu FOUR LIONS und IN THE LOOP

Wie berichtet hat der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer Bedenken angemeldet wegen des Kinostarts von FOUR LIONS.

Passend dazu hier ein sehenswerter Beitrag von Philip Hammond von der London South Bank University zu eben diesem Film wie auch zu der famosen Komödie IN THE LOOP, einer Art Spin-off der englischen Satire-Serie „The Thick of It“, die ich jedem ans Herz legen kann, der nicht nur bissige Unterhaltung schätzt, sondern auch Einblicke in einen Mittelbau der politischen Macht bekommen möchte, der nicht nur in Fiktionen absolut unterrepräsentiert ist, sondern auch in der realen Beobachtung des Weltgeschehens. Die Serie wie der Film dazu ist – nicht zuletzt aufgrund seines pseudodokumentarischen Stils und dem improvisatorischen Witzes der Darsteller – eine der witzigsten und gewitztesten Produktionen, die mir in der letzten Zeit untergekommen ist. Wieso es so etwas in Deutschland nicht gibt, ist schade und bedauerlich, aber auch durchaus erklärbar (aber das ist ein anderes Thema …).



Phil Hammonds Vortrag zu den beiden Komödien des "GWOT" fand statt im Rahmen der Konferenz „Screens of Terror – representations of war and terrorism since 9/11 in film, TV drama & documentary“, 9.-11. September 2010, auf der ich auch einen Vortrag halten durfet (ich glaube, irgendwo in der Aufzeichnung von Hammonds Vortrag bin ich auch im Publikum zu entdecken :-)), und selten habe ich ein solch anregendes akademisches Umfeld erleben dürfen.

Die Aufzeichnung selbst stammt von WORLDbytes, einem englischem Bürgerschafts-TV-Projekt, das – vor allem – junge Freiwillige in Sachen audiovisuellem Journalismus „anlernt“. Auch diese medienkommunikative Begleitung der Konferenz ist etwas, dass ich mir für deutsche Tagungen und dergleichen wirklich wünschen würde. Nicht nur wegen des Ergebnisses - das Verfügbarmachen von solchen Veranstalten für die breite Öffentlichkeit. Sondern weil die pure Anwesenheit und Engagement den Wert von öffentlicher Berichterstattung und der Lust dazu vor Augen führte.

Greeting to Hungary!


Viel Spaß wünsche ich Ihnen übrigens bei Hammons Vortrag nicht - den werden Sie auch so haben. :-)

(zyw)

09.01.2011

FOUR LIONS kommt ins Kino - und soll nicht.


Bislang hatte die großartige kluge Satire FOUR LIONS in Deutschland noch keine Kinoauswertung. Während der Film von Christopher Morris (ein Interview mit ihm als Podcast dazu HIER) schon im Spätsommer in Großbritannien auf DVD erschienen ist, will nun der Berliner Verleih Capelight Pictures Ende April die bitterböse Geschichte britisch-pakistanischer home-grown-Terroristen und ihrer Probleme mit den Tücken des Märtyrer-Extremismus hierzulande ins Kino bringen. Worauf prompt – so berichtet Spiegel-Online – der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer fordert, den Film aufgrund der aktuellen Terrorgefahr nicht zu zeigen – „Öl“ könne ins Feuer „gegossen werden“.

Welcher Art das von Mayer gefürchtete Öl ist, geht aus der Kurzmeldung nicht hervor: Befürchtet er, dass sich heimische Islamisten ein Vorbild nehmen könnten (und sich in Ninja-Turtle-Kostümen in die Luft zu sprengen versuchen)? Oder hat der Politiker Bedenken, in der Sarrazin-Republik Deutschland könnten arglose Muslime und solche, die für „Islamisten“ gehalten werden, wegen FOUR LIONS als böswillig, etwas trottelige und trotzdem (bzw. gerade wegen Letzterem) sympathische Randexistenzen verdächtigt werden?

Terrorismus & Film fragt mal an, was genau Herr Mayer meinte - und was der Verleih dazu zu meint. Die T&F-Meinung ist jedenfalls, dass gerade in Zeiten wie dieser – sprich: der erhöhten Terrorismus-Gefahr (oder zumindest der offiziellen -Gefahrenstufe) – ein Film wie FOUR LIONS nachgerade nottut, weil dieser auch falsche, in Sicherheit wiegende Stereotype auf unbehagliche Weise demontiert.

Die T&F-Kritik zu FOUR LIONS finden Sie HIER.