10.06.2011

Naxalismus im Film (1) - Einführung

Ein wenig ruhig ist es zuletzt hier auf Terrorismus & Film gewesen, was vor allem an zwei Buchbeiträgen lag, die ich fertigzustellen hatte: Der eine behandelte das Thema Terrorismus, Risiko, Risikokommunikation und Film; er wird in einem von Prof. Dr. Thomas Jäger von der Universität zu Köln herausgegebenen Reader „Der 11. September 2001“ beim VS Verlag erscheinen. Im zweiten Text geht es um indischen Naxalismus und sein Verhältnis zum Kino. Dr. Pradip Basu, Associate Professor des Scottish Church College in Kalkutta hat mir freundlicherweise gestattet, einen Beitrag zu seinem entsprechenden Sammelband beizusteuern, der noch in diesem Jahr erscheinen soll. Und das ist natürlich ein guter Anlass, sich endlich auch mal hier näher mit dem filmfiktionalen Naxalismus zu beschäftigen. Nur: Was soll das sein?

I.
Der Naxalismus, synonym verwendet mit ([gewalt-] agitatorischen) Maoismus, bezeichnet die linksrevolutionäre Bewegung, die politisch, auch agitativ oder „entwicklunsghelferisch“ tätig ist, die aber auch per Waffengewalt, mit Ermordungen, Entführungen, „Steuererpressungen“ und Anschlägen auf z.B. Zugverbindungen einen Guerillakampf in den ländlichen Gebieten Indiens gegen Großgrundbesitzer und Mienenfirmen, contractors, Polizei und die Staats- und Zentrumsregierung führt. Man findet die Naxaliten bzw. die großen, von ihnen beherrschten Gebiete vor allem im mittleren (u.a. in Andra Pradesh, Chhattisgarh, Orissa) und im nördlichen Osten (Jharkand, Bihar) der Riesen- und Flickenteppichnation Indien.



Der Begriff Naxalismus und die Bezeichnung der Maoisten als Naxals, Naxalbaris oder Naxaliten geht auf das Dorf Naxalbari in Westbengalen zurück, vor allem: auf den dortigen Bauernaufstand 1967. Dieser erfuhr große Aufmerksamkeit und Unterstützung durch die maoistische-kommunistische Partei, eher er nach 72 Tagen niedergeschlagen wurde (vgl. Kujur 2008, S. 2).

Auf (mindestens) drei Arten lässt sich (vom) Naxalismus erzählen: Als (Organisations-)Geschichte einer sozialrevolutionären Bewegung, von Gruppierungen, Spaltungen und Zusammenschlüssen im Zeitverlauf und vor historischen Hintergründen - so wie es Kujur (2008) mit seinem kurzen, aufschlussreichen Porträt über die wichtigsten Gruppen und Parteien tut. Oder als gesellschaftliches und historisches Großdrama, das von geschichtlichen verankerten und bedingten, gleichwohl zeitlosen Spannungen, Konflikten, Ungerechtigkeiten sowie ihren Parteien bzw. Protagonisten (Klassen), Verläufen und Dynamiken handelt. Und schließlich gibt es die einzelnen Individualtragödien, denen das große soziale und geschichtliche gewachsene Großdrama die Kulisse bietet, wobei ein Wechsel- und Austauschverhältnis zwischen diesem und den konkreten, persönlichen „Stories“ der einzelnen Protagonisten, ihren Handlungen und Erlebnissen besteht.

Wie auch in anderen Gegenden der Welt und insbesondere linksideologischen Konfliktfällen ist die Organisationsgeschichte des Naxalismus komplex oder zumindest unübersichtlich. Als Vorgeschichte ist, so Kujur, auf die Telangana Bewegung (1946-51) zu verweisen, wo zum ersten Mal Bauern unter kommunistischen Vorzeichen und, orientiert an der chinesischen Revolution, sich erhoben (vgl. Kujur 2008, S. 2). Die Kommunistische Partei Indien (CPI) spaltete sich nach dem indisch-chinesischen Grenzkrieg (1962), und auch danach, vor allem im Zuge des symbolkräftigen und öffentlich sehr präsenten Naxal-Aufstands, war und ist die linksrevolutionäre Maoistenbewegung diffus in ihren teils widersprüchlichen Strömungen und den Graden ihrer Radikalisierung.

Zu einem guten Teil rekrutierten sich die Aktivisten und späteren „Befreiungskämpfer“ aus jener politisch „erwachten“ Studentenbewegung, die, wenn man so will, Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre global von Berkeley über Paris, Berlin und Rom bis nach Tokio reichte. In Folge der Naxalitenerhebung gründete sich im Mai 1968 das All India Coordination Committee of Comunist Revolutionaries (AICCCR), aus dem wiederum die Comunist Party of India (Marxist-Leninist) – die CPI (M-L) – hervorging. Gemeinsam mit dem Maoist Communist Centre (MCC) führte sie unter dem „Naxalite guru“ Charu Majumdar den bewaffneten Kampf weiter. Als „Kurskorrigierung“ spaltete sich von der CPI (M-L) wiederum die CPI (M-L) Liberation ab, die stärker für die Massenmobilisierung der Bauern eintrat. 1980 wurde von N. Prasad, dem Maoistenführer von Bihar, die People’s War Group (PWG) gegründet; auch sie hatte eher eine Massenorganisation als eine breite demokratische Front im Sinn (vgl. u.a. Kujur 2008, S. 3).

Heutzutage finden sich kommunistische Parteien wie die CPI (M-L) Liberation in Parlamenten wieder, derweil die CPI (Maoist) als 2004 erfolgter Zusammenschluss des Maoist Communist Centre of India (MCC), der CPI (M-L) und der PWG mit ihrer People’s Guerilla Army (PGA) – gegründet als Reaktion gegen die Anti-Naxal-Aktionen der einzelnen Staaten – den militanten Weg verfolgen [1].

II.
Einfacher und hier interessanter sind jedoch die allgemeinen ideologisch komponierten Freund-Feind-Positionen, die den Naxalismus mit seinen Protagonisten und Antagonisten in einen großen narrativen Zusammenhang stellen. Da ist zum einen die prominent und vielfach kolportierte Haltung von Indiens Innenminister P. (= Palaniappan) Chidambaram, der die Maoisten als noch größere Gefahr als den radikalen Dschihadismus in Indien bezeichnete (Chidambaram 2010). Naxaliten erpressen und terrorisieren von diesem Standpunkt aus die Bevölkerung, missbrauchen sie und ihre soziale und ökonomisch schlechte Lage für ihre vorgeschobenen oder aber versponnenen, gestrigen Politvisionen und behindern die tatsächliche ökonomische Entwicklung und Verbesserung in den rückständigen Regionen Indiens.

Ein anderer und hier im Folgenden näher zu beleuchtender Standpunkt ist der eher „pro-naxalitische“, wie ihn prominent die Journalistin, Autorin und Politaktivistin Arundhati Roy mit ihrem langen Reportage-Essay Walking With the Comrades“ vertritt: Am 29. März 2010 veröffentlichte das indische englischsprachige Nachrichtenmagazin Outlook den 32-seitigen Text Roys (Roy 2010; auch online HIER). Es ist bei aller Tendenz und ausgestellter Subjektivität ein lesenswerter, mit eindrucksvollen, seltenen Fotos von Naxaliten garnierter Artikel. Er gibt einen tiefen, konzisen und persönlichen Einblick in die Welt der Naxaliten: Roy begleitete viele Wochen die Rebellen durch die Wälder des Dantewada Distrikts im Süden von Chhattisgarh, marschierte mit ihnen, schlief in ihren Waldlagern unter Sternen, hörte ihre Geschichten und nahm mit ihnen unter anderem am Stammesfest zur Erinnerung der Bhumkal-Rebellion der Adivas (= quasi die indischen „Indianer“) gegen das britische Empire im Jahr 1910 teil.

Vor allem ist Walking With The Comrades aber ein Paradebeispiel oder besser: insgesamt eine Mustersammlung von Argumentationsformen, -linien und -figuren hinsichtlich der Legitimation politischer (Untergrund-)Gewalt, vorgebracht von einem durchaus ethisch bewussten Standpunkt aus. Roy präsentiert typische Antagonismen; Echtheit versus Falschheit, Wahrheit vs. Lüge, Natur gegen Technisierung, Bewahrung vs. Zerstörung, Fluides gegen Starres, Eigenes vs. Fremdes, Freiheit vs. Eingesperrtsein, Autonomie vs. Fremdbestimmung.

Der vorherrschende Tonfall bei der Beschreibung der Naxaliten und ihrer Erfahrung mit ihnen ist geprägt von leiser Bewunderung, Staunen und einer gewissen Faszination angesichts der Fremdartigkeit, was die subjektiv-objektive Distanz zwischen Roy und ihren „Reiseführern“ sichert. Schon das Outlook-Titelbild ist beredt: Roy als nachdenkliche Zuhörerin und Chronistin lauscht in ihrem (für den Dschungelkampf viel zu leuchtenden) rot-weiß-karierten Tuch, das sie um Kopf und Hals geschlungen hat, aufmerksam den Ausführungen eines der „Genossen“, der inmitten anderer Naxaliten mit nach innen gekehrtem Blick dasitzt und – so implizieren Haltung und Ausdruck – etwas aus seinem tiefsten Inneren zum Besten gibt. Etwas, das Roy passiv und stumm (die Hand mit dem Stift vor dem Mund) noch nicht aufschreibt: Sie sammelt (noch), nimmt sich ganz zurück, ist neutrale „Wachstafel“.



Wie sich die Kameraden im Dschungel orientieren und bewegen, ihre Namen wechseln – das Naturwüchsige und Zivilisationsentsagte, das der Städterin Roys abgeht („I am told that I must on no account go even five feet away from my jhilli [eine Art Mantel, Plane oder Überwurf auf / unter dem/der geschlafen wird – B.Z.] without waking her. Because everybody gets disoriented in the dark and could get seriously lost“ – Roy 2010, S. 33 f.). Es verleiht ihnen etwas Unheimliches, aber auch Authentisches, das sie als Mensch selbst in ihrer Freiheit und radikalen Abkehr von (paternalistischen) Regeln, Normalitäten und Dominanzen faszinierend sein lässt – eine Freiheit in der Lebensweise, die ihre verführerischen Seiten hat:

I soon learned that Dandakaranya, the forest I was about to enter, was full of people who had many names and fluid identities. It was like balm to me, that idea. How lovely not to be stuck with yourself, to become someone else for a while“ (ebd., S. 28).

Zugleich sind die Naxals schon weiter, moderner, aufgeklärter als die üblichen tribals und Naturverwurzelten, und zwar im positiven Sinne: Sie korrigieren traditionelle, kultursoziale Mängel, stärken die Position der Frauen oder attackieren überlieferte „Ungerechtigkeiten“ wie die Abgabe und Bevorzugung von Dorfältesten. Ihr Kampf ist einer für eine klassenlose Gesellschaft, vor allem aber – und hier fallen Roys Globalisierungskritik und Ethnosympathie mit dem marxistisch-leninistisch-maoistisch Erfüllungskanpf zusammen – gegen die große ökonomische Ausbeutung, die Wald-, Land- und Kulturzerstörung durch übermächtige Großkonzerne und Großgrundbesitzer (von denen das staatliche Forrest Department der größte ist), sowie die sie deckenden korrupten oder gegenüber dem Leid gleichgültigen Staats- und Zentrumspolitiker samt einer brutal-grausamen Polizei und paramilitärischen Bewegungen und Verbände (der Salwa-Judum-Kampagne), für die Vergewaltigung und mörderische Vergeltungsaktionen Gang und Gäbe sind. Außerdem haben die Maoisten als Feind die die Wahrheit verdrehenden oder verzerrenden Medien (die zugleich die Bevölkerung gleichzuschalten, vom ihrer Herkunft und Kultur zu entfremden und zu sedieren drohen), sowie eine Armee, die zusammen mit anderen einzelstaatlichen und Unionssicherheitskräften wie der Central Reserve Police Force (CRPF) in der (vor allem medial so bezeichneten und offiziell dementierten) „Operation Green Hunt“ seit Ende 2009 eine so großangelegte wie ergebnislose Großoffensive gegen die Maoisten in mehreren indischen Staaten führen.

Besonders provokant wird Roy allerdings, wenn sie den indischen Zentralstaat und damit das ideologische „Hindustan“ als imperialistisch und kolonialistisch beschreibt:

Almost from the moment India became a sovereign nation, it turned into a colonial power, annexing territory, waging war. It has never hesitated to use military interventions to address political problems—Kashmir, Hyderabad, Goa, Nagaland, Manipur, Telangana, Assam, Punjab, the Naxalite uprising in West Bengal, Bihar, Andhra Pradesh and now across the tribal areas of Central India” (Roy 2010, S. 53).

Das ist so schmerzhaft wie unerhört, weil Roy damit radikal der (Selbst-) Vorstellung und Eigennarrative des modernen Indiens widerspricht, das sich nicht nur als bunte, vielfältige und offene Nation betrachtete, sondern auch als eine, die gerade selbst sich mit hehrer Kraft und Bestimmung als ehemalige Kolonie und Teil des britischen Empires von Fremdbestimmung und Ausbeutung befreit hat. Nachgerade subversiv-verräterisch erscheint die Haltung der streitbaren Roy denn auch, weil dieses ideographische Hindustan gerade im narrative Einsatz eben gerne gegen politische – vor allem separatistische oder ethnoreligiöse – Gewalt ins Feld geführt (und dort vor allem „verteidigt“) wird. Und das neue neoliberale Ideal des indischen kapitalistisch-globalistischen Aufstiegs verwirft sie ohnehin.

Die Naxaliten jedenfalls beschreibt sie als organisierte hingebungsvolle Verteidiger und Rächer von Landlosen und Kleinstbauern, Armen und marginalisierten Stammesvölkern gegenüber eine übermächtigen, erniedrigenden und ausbeuterischen Front von Gegnern. Dies als eindimensionales David-gegen-Goliath-Schema abzutun, fällt freilich schwer angesichts der realen Menschenrechtsverletzungen, von Unterdrückungen und Enteignungen. Das blutrünstige Bild, von – einigen – Medien und offiziellen Stellen (bisweilen) gezeichnet, sucht Roy oftmals spöttelnd, ironisch, zu konterkarieren. So schreibt sie über eine der Guerilla-Genossinnen pointiert:

She’s 17. She wears a homemade pistol on her hip. And boy, what a smile. But if the police come across her, they’ll kill her. They might rape her first. No questions will be asked. Because she’s an Internal Security Threat“ (ebd., S. 56).

Doch natürlich befindet sich auch Roy in der Zwickmühle, wenn es um die reale blutige Gewalt geht, derer sich auch die Maoisten in diesem Konflikt bedienen, um zu provozieren, zu vergelten und Aufmerksamkeit zu erzwingen. Freilich kokettiert Roy mit dem moralischen Dilemma und ihrer Position als Außenstehende, insbesondere, wenn sie schließlich doch und erstaunlich unverblümt das wohl klassischste, gar fundamentalste Rechtfertigungsargument jedes Rebellen, Widerstandskämpfers und letztlich auch Terroristen präsentiert: das der schrecklichen, aber auferzwungenen Ultima-Ratio-Gewalt:

I feel I ought to say something at this point. About the futility of violence, about the unacceptability of summary executions. But what should I suggest they do? Go to court? Do a dharma at Jantar Mantar, New Delhi? A rally? A hunger strike? It sounds ridiculous. The promoters of the New Economy Policy – who find it so easy to say “There I No Alternative” – should be asked to suggest an alternative Resistance Policy. A specific one, to these specific people, in this specific forest. Here. Now” (Roy 2010, S. 44).

Abstrakte Moral wird hier gegen konkrete Missstände und Probleme gestellt, die – beide – nur den „Bösen“ dienen; demokratische Beteiligung bietet ebenso wenig wie das religiöses Bitten (die Religion als das Volks-Opium) einen Ausweg. Politisch korrekt ist das sicher nicht, zumindest nicht, wenn der Primat des Handelns und Griff zur Waffe in eins gesetzt wird. Mit der dann Polizisten, Landbesitzer und Forstbeamte – neben Informanten – erschossen werden.

III.
Zwischen nett und naiv sowie heldenhaft und aufopferungsvoll, zwischen romantisch, tragisch und harmlos: so changieren die Maoisten in ihrem Wesen bei Roy; und hierbei gelangt man zum dritten Erzählansatz, mit dem man dem Naxalimus begegnen kann: neben der Makro- und Meso- die Mikroebene, die Geschichte(n) des Einzelnen. Es ist der Level, auf dem – wie überhaupt – auch der Spielfilm operiert, der von Eisenstein bis Godard und darüber hinaus zwar abstrakte Formulierungen in Montage, Bild, Figuren, deren Worten und Handlungen finden mag, der aber für die meisten Menschen populär-fiktional ist. Der psychologisch nachvollziehbares Personal, eine halbwegs geschlossenen Erzählwelt und eine klare, kausale Dramaturgie offeriert. Nicht anders eben, wie bei Roy oder wer sonst davon berichtet, wie sich ein Kamerad und Genosse den bewaffneten oder unbewaffneten Maoisten anschließt, was ihn dazu bewegt, seine Motive, Erfahrungen und Beobachtungen – kurz: Jene psychologische und biografische Ursache-Wirkung-Relation, ohne die auch die großen Erzählungen der Klassen und Schichten, von den Konzernen, dem Staat und den Rebellen schließlich nicht völlig auskommen.

Spielfilme haben die Möglichkeit, diesen entindividualisierten Gruppengebilden, den Kollektivwesen (bis hin zum „Leviathan“) einzelne stellvertretende Gesichter zu geben, aber auch, einen Keil hineinzutreiben, die immer auch funktionalen Zusammenfassungen (und Homogenisierungen) wieder aufzusprengen und die Mono-Identität, die man als „Polizist“, „Maoist“, „Dalit“ („Unberührbarer“) oder „Adivasi“ ebenso wie als „Muslim“ oder „Hindu“, als „Mann“ oder „Frau“ allbestimmend zugeteilt bekommt, in jene Vielfalt (wieder) zerbricht, die den Einzelnen nun mal ausmacht. Jene Gleichmacherei des ggf. Anderen die oftmals politische Kämpfe mehr bestimmen können als historische, politische oder sonst welche Bedingungen, Bestimmungen und Mechanismen [1].

Hier soll denn auch nicht weiter auf Roy und Walking With The Comrades eingegangen werden, wenn auch der Text als Paradebeispiel noch nähere Auseinandersetzungen in narrativ-rhetorischer Hinsicht lohnt. Roys Artikel wird jedoch immer wieder in den kommenden Beiträgen über einzelne Film zum Naxalismus wieder aufgegriffen werden, um Argumentations- und Erzählmuster zu vergleichen und Themen zu verdeutlichen, die mit der Bewegungen verbunden sind und auch bewusst verknüpft werden (wie der frauenemanzipatorischer Rolle des Untergrundkampfes).

Im Zentrum der Reihe „Naxalismus im Film“ wird die Frage stehen, wie Spielfilme mit der ideologisch-politischen Herausforderung, die die Maoisten nicht nur für die staatliche Ordnung, sondern auch an die Politik des – nicht nur – populären indischen Kinos darstellen, umgehen und welche narrative Strategien daraufhin angewandt oder aber weiterentwickelt werden.

Allen, die sich mit zur Problemlage des Naxalimus-Bewegung bzw. der indischen sozialistisch-maoistischen Revolution in Indien ein wenig näher befassen wollen, seien an folgende im Internet verfügbare Quellen verwiesen:

- HIER der entsprechende englische Wikipedia-Eintrag (ein recht eingehender Einstiegsartikel)

- der entsprechende Backgrounder des South Asia Terrorism Portal (SATP): HIER

- Navlakha, Gautan (2006): Maoists in India. In: Economic and Political Weekly, 3. Juni, S. 2186–2189. (HIER)

- Harriss, John (2010): The Naxalite/Maoist Movement in India: A Review of Recent Literature (Institute of South Asian Studies – ISAS – Working Paper Nr. 109, 8. Juli). (HIER)

- Giri, Saroj (2009): The Maoist „Problem“ and the Democratic Left in India. In: Journal of Contemporary Asia, 39. Jg., Nr. 3, S. 463 – 474. Kommentar zur Debatte um den Naxalismus, u.a. auch zu Roy (d.h. ihren älteren Stellungnahmen) des Politologen der University of Delhi. (HIER)

- Die Übersicht über Naxal- und Anti-Naxal-Aktivitäten und -Entwicklungen in Chhatissgarh aus dem Jahr 2007 mit einer Auflistung einzelner Vorfälle:
The Naxals get lethal. Chhattisgarh continues to be the epicenter of the conflict. In: Naxal Conflict Monitor (Quarterly briefing paper of the Asian Centre for Human Rights (ACHR) in New Delhi). 2. Jg., Nr. 3 (Juli/September) (HIER)


Bernd Zywietz



[1] Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf Amartya Sen und sein Buch Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt (erschienen 2007 bei C.H. Beck in München, bei dtv in München 2010 und zu beziehen als Lizenzdruck von/bei der Bundeszentrale für politische Bildung) – neben anderem eine Replik auf Huntingtons „Kampf der Kulturen“. Sen, der aus Westbengalen stammt, hat selbst die fatale Macht und den Irrsinn eilfertiger Identitätszuteilungen und entsprechender Reduzierungen von Menschen miterleben müssen, zum Beispiel während seiner Kindheit, als ein von einem Hindu aus Hass niedergestochener Muslim sich in Sens Elternhaus retten musste.


Literatur:

Chidambaram, Palaniappan (2010): „We will finish the Maoists in two to three years“. South Asia: Securing the Future. (Rede auf der India Today Conclave). In: India Today, Nr. 13, S.24–26.

Kujur, Rajat (2008): Naxal Movement in India: A Profile. (IPCS Research Papers). New Delhi: Institut of Peace and Conflict Studies.

Roy, Arundhati (2010): Walking With The Comrades. In: Outlook, 29. März, S. 22–59.