17.11.2015

Call for Papers: NTF-Workshop mit Schwerpunkt "Cyber-Terrorismus und digitaler Bilderkrieg" (Februar 2016)


Am 25. u. 26. Feb. 2016 findet in Karlsruhe der 15. Workshop des Netzwerk Terrorismusforschung e.V. statt. Hier der entsprechende Call for Papers; Vorschläge können bis zum 21. Dezember eingereicht werden.

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15. Workshop des Netzwerk Terrorismusforschung e.V.
ausgerichtet vom NTF e.V. in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunstwissenschaft und Medientheorie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG)
Lorenzstraße 15, 76135 Karlsruhe

Schwerpunktthema: 

 Cyber-Terrorismus und digitaler Bilderkrieg


Datum: Do. 25. / Fr. 26. Februar 2016
Deadline: 21.12.2015

Terrorismus und politische Gewalt sind an mediale Kommunikationsprozesse gekoppelt und beeinflussen im Gegenzug die Medientechnologie. Die symbiotische Beziehung zwischen Medien und Terrorismus beruht auf der Tatsache, dass über Gewalt und Gefahr berichtet werden muss, um zugleich Gegenmaßnahmen zur Friedenssicherung einzuleiten. So verstanden gibt es ein Bedingungsverhältnis zwischen Gewalt, deren Effekt und verschiedenen Reaktionen, das zu einem sogenannten double-bind führt: eine fortwährende Ausdifferenzierung von Gewalt und Gegengewalt.

Zur gegenwärtigen Medientechnologie des Terrorismus gehören diverse Waffen und Medien, darunter das globalste aller Kommunikationssysteme überhaupt: Das Super- oder Meta-Medium Internet. Das World Wide Web ist ein Medium der Extreme, das sich sowohl durch kritische Schwarmintelligenz wie auch von terroristischen Organisationen nutzen lässt. Hier überlagern sich Problemfelder und Narrative im Kampf um Deutungshoheit und Meinungsbildung. Das Internet ist zu einem globalen Schauplatz von Information, Gegendarstellung oder sogar Zensur geworden. Zu den Segnungen der perfektionierten Kommunikation gesellen sich ihre Gefahren wie Hacking, Cyberwar und digitaler Bilderkrieg.

Zu den kommunikativen Online-Aktivitäten von Terroristen zählen nicht nur Vernetzung und Propaganda, sondern auch die Ankündigung von Gewaltakten oder Bekennerschreiben. Digitalisierte Anleitungen zum Bombenbau sind dabei fast wie Reminiszenzen an die analoge Welt zu lesen. Viel aktueller, unsichtbarer, aber genauso gefährlich sind digitale Schlachten wie DDoS-Attacken: das Hacken und symbolische Besetzen von Websites. Im Cyberwar verursachen digitale Angriffe zerstörerische Effekte. Der „IT-Dschihad“ etwa ist bereits ein fester Begriff der Terrorismusforschung. Wo liegen die Grenzen von Kontrolle und Überwachung als effizienten Instrumenten zur Prävention von Angriffen und scheinbaren Garanten der sozialen Ordnung?
Eben dieses Spannungsfeld ist Schwerpunktthema des 15. Workshops des Netzwerks Terrorismusforschung e.V. in Kooperation mit dem Fachbereich Kunstwissenschaft und Medientheorie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Der 15. Workshop steht in thematischem Bezug zur aktuellen Ausstellung „Global Control and Censorship“ (3. Oktober 2015 bis 1. Mai 2016) im Zentrum für Kunst und Medientechnologie ZKM Karlsruhe und wird allen Teilnehmenden den Besuch der Ausstellung ermöglichen.

Leitfragen:
Vorträge können sich u.a. folgenden Themen und Aspekten widmen:
- Diskursive Konstruktion von Terrorismus und politischer Gewalt als Phänomen im Social Web – etwa in politischen bzw. legitimatorischen Debatten um staatliche Überwachung und Zensur
- Medienethische und -rechtliche Herausforderungen im Umgang mit extremen und extremistischen Inhalten im Web
- Alternative Formen und Möglichkeiten von Abwehrmaßnahmen und Kritik gegen Terrorismus, Hetze und Propaganda wie gegen Überwachung und Regulation – nicht zuletzt mit Mitteln der Kunst
- Digitale Identität und Individualität, Privatheit und Öffentlichkeit zwischen terroristischer Adressierung und Ausspähung
- Theorien und Methoden zur Untersuchung des Verhaltens und der Inhalte im Netz, ihre Möglichkeiten und Grenzen – u.a. mit Blick auf die Freiheit der Wissenschaft und ihre Indienstnahme für behördliche oder politische Zwecke. 

Wie stets können im Rahmen des Workshops auch vom Schwerpunkt abweichende Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Erwünscht sind ausdrücklich Präsentationen von Nachwuchswissenschaftlern jedweder Fachdisziplin, die sich mit ihren Themen und Projekten der Diskussion stellen wollen.

Die Dauer der Vorträge sollte nicht länger als 20 bis 30 Minuten sein. Im Anschluss findet jeweils eine kurze Diskussion statt.

Vorschläge mit einer kurzen Beschreibung des Inhalts bzw. der Thesen sowie Angaben zur Person (zusammen nicht mehr als 3.000 Zeichen) richten Sie bitte unter Angabe des Betreffs „Paper 15. Workshop“ bis zum 21.12.2015 an: info(at)netzwerk-terrorismusforschung.org

Um Teilnahme-Anmeldung – auch ohne eigene Präsentation – wird ebenfalls bis zum 21.12.2015 gebeten.

Das Programm wird voraussichtlich Mitte Januar 2016 bekanntgegeben.

Organisation und Kontakt:
Sebastian Baden: sebastian.baden(at)netzwerk-terrorismusforschung.org
Bernd Zywietz: bernd.zywietz(at)netzwerk-terrorismusforschung.org

Teilnehmerbeitrag
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Die Übernahme von Reise- und Unterkunftskosten der Teilnehmenden ist seitens des NTF e.V. leider nicht möglich. Alle teilnehmenden Gäste, Referentinnen und Referenten sind angehalten, sich individuell zu organisieren. Für Verpflegung in den Pausen wird gesorgt; dazu werden rechtzeitig Informationen bereitgestellt.

Zum Netzwerk Terrorismusforschung:
Das Netzwerk-Terrorismusforschung e.V. (NTF) ist ein Zusammenschluss von mittlerweile über 400 jungen WissenschaftlerInnen und Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen, die sich mit Fragen und Problemen des Themenbereichs Terrorismus, Terrorismusbekämpfung und Sicherheitspolitik befassen. Es soll Kontakte schaffen und als Forum dienen für Ideen- und Informationsaustausch, zur Vorstellung von Projekten sowie deren gemeinsamer Initiierung, Planung und Realisierung. Das zentrale Werkzeug ist neben der Website und dem Mailverteiler der halbjährlich stattfindende Workshop. Auf diesem können laufende wie abgeschlossene Arbeiten sowie Projekte präsentiert und diskutiert werden. Das Netzwerk Terrorismusforschung steht darüber hinaus Interessierten aus Medien, Verwaltung und Politik offen und bei Anfragen – z.B. für den Kontakt mit Experten bei spezifischen Fragen – zur Verfügung. http://www.netzwerk-terrorismusforschung.org

Mitgliedschaft
Gerne dürfen Sie unseren Verein NTF e.V. durch Mitgliedschaft oder Spende in seiner Arbeit unterstützen: http://www.netzwerk-terrorismusforschung.org/index.php/mitgliedschaft


 



Lese-Tipp: "Jihad im Internet" auf Erasmus Monitor

Einen lesenswerten Beitrag zum Thema Online-Propaganda und vor allem der unübersichtlichen und damit Ressourcen bindenden Grenze (bzw. Grenzverwischung) zwischen "offizieller" Jihadisten-Medien, quasi echten Glaubenskriegern und einfachen, aber dank Web 2.0-Enthierarchisierung und Gestaltungs- und Selbstpräsentationskompetenzen aufmerksamkeitswirksamen "Fanboys" (als 'Komplexitätsreduktionisten') bietet der Blog Erasmus Monitor unter dem Titel "Jihad im Internet" vom 9. November.

So treiben die selbsterkorenen Experten und Möchtegern-Radikalen teils geschmacklosen Schabernack, aber nicht leider nicht nur:

"Ernster wird es [...], wenn diese Cyberjihadisten im Namen des IS oder al-Qaida zu Gewalt oder gar Anschlägen im Westen aufrufen. Denn für Sicherheitsbehörden und Beobachter ist häufig nicht ersichtlich, ob diese Drohungen auch tatsächlich Substanz haben, oder doch nur den üblen Launen frustrierter junger Leute geschuldet sind. Da kann es dann schon mal passieren, dass Mediendienstleister wie "SITE Intelligence Group" zu peinlichen Fehlanalysen kommen."

Auch sehr aktuell: die Staatshilfe durch Hacktivisten wie Anonymus. Kurz vor den Anschlägen von Paris veröffentlicht, ist der Erasmus-Monitor-Beitrag heute von unvorhergesehener Aktualität. So dass Hackerkollektiv just dem "Islamischen Staat" den Krieg erklärt hat.

Zu finden ist der Text "Jihad im Internet" HIER.