31.01.2011

MdB Mayer zu seinen FOUR-LIONS-Bedenken

Offenbar hat Herr Stephan Mayer, CSU-Bundestagsabgeordneter, trotz der Nicht-Zustell-Nachricht als „Reaktion“, meine E-Mail-Anfrage doch erhalten. Denn heute erhielt ich folgende Antwort, die ich hier gerne veröffentliche.

Auch wenn meinerseits der Verdacht besteht, dass dies vielleicht eine Art Formschreiben ist, das in Reaktion auf die Debatte um die Satire FOUR LIONS und Herr Mayers Bedenken aufgesetzt und jedem Anfragenden zugestellt wurde und wird, danke ich Herrn Mayer und seinem Büro sehr dafür. Insbesondere freut mich die Richtigstellung hinsichtlich der Forderung nach einem Verbot des Films.

Allerdings wird auch hier wiederum nicht auf die Frage eingegangen, in welcher Hinsicht Bedenken seinerseits bestehen – im vorletzten Absatz ist von „Befindlichkeiten“, die vielleicht nicht „verstärkt“ werde sollte, die Rede, doch nicht, wessen Befindlichkeiten. Die von Deutschen, die sich einer verstärkten Polizeipräsenz an Bahnhöfen gegenüber sehen? Oder die von Muslimen, die sich hierzulande durch FOUR LIONS und seine Darstellung von britisch-pakistanischen Islamisten verunglimpft oder gar provoziert fühlen könnten (daher der Verweis auf die Mohammedkarrikaturen)? Vermutlich beides.

(Im Übrigen habe ich mir erlaubt, hier zur Illustration ein Foto von Herrn Mayer (links auf dem Bild) von seiner Website einzufügen; ich hoffe geht für ihn in Ordnung.)



Sehr geehrter Herr Zywietz,

nach meiner Stellungnahme im Spiegel TV Magazin am Sonntag, den 09.01.2011 bezüglich der Satire "Four Lions", die bisher nicht in Deutschland ausgestrahlt wurde, erlaube ich mir unter Bezugnahme auf Ihre E-Mail vom 09. Januar 2011 auf die von Ihnen geäußerte Kritik einzugehen.

Vorab möchte ich deutlich machen, dass ich weder im Fernsehinterview, noch im Gespräch mit den Journalisten ein Verbot des Films gefordert oder in irgendeiner Hinsicht angeregt habe. Sämtliche Unterstellungen hinsichtlich einer Forderung nach Zensur oder Verbot entbehren somit jeder Grundlage und sind auch inhaltlich nicht mit der von mir geäußerten Position zu vereinbaren.

Selbstverständlich bin ich der Auffassung, dass zentrale demokratische Werte, wie die Pressefreiheit in keiner Weise eingeschränkt werden dürfen. So wie beispielsweise im Umgang mit Personen von hohem öffentlichen Interesse von seriösen Medien in aller Regel eine Abwägung zwischen öffentlichem Interesse und der Privatsphäre vorgenommen wird, habe ich den Appell an die Medien gerichtet in den Wochen erhöhter Terrorgefahr nicht unbedacht "Öl ins Feuer zu gießen". Bei der Diskussion um die so genannten Mohammedkarikaturen habe ich selbstverständlich eindeutig Position für die freie Meinungsäußerung bezogen. Grundsätzlich hielte ich es auch für sehr bedenklich mit Blick auf mögliche Reaktionen in vorauseilendem Gehorsam unsere Lebensgewohnheiten zu verändern.

Unter Berücksichtigung der derzeitigen besonderen Bedrohungssituation, die sich unter anderem in den deutlich erhöhten Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen und zentralen Liegenschaften oder Veranstaltungsorten, manifestiert, habe ich lediglich in Frage gestellt, ob es sinnvoll ist, die Befindlichkeiten in dieser besonderen Situation - ausdrücklich zeitlich begrenzt - durch eine derartige komödiantische Auseinandersetzung zu verstärken. Die Fehlinterpretation, mir ein Verbotsersuchen zu unterstellen, weise ich entschieden zurück. In der offenen Diskussion müssen derartige Überlegungen angestellt werden dürfen, um sich letztlich nicht der Gefahr des leichtfertigen Umgangs mit zum Teil erheblichen Gefährdungen auszusetzen.

Auch weiterhin werde ich mich mit diesem hochsensiblen Thema konstruktiv auseinandersetzen, auch wenn dabei die Gefahr besteht durch mediale Verkürzung teilweise erhebliche Missverständnisse mit zu verursachen.
Für Rückfragen stehe ich selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Stephan Mayer, MdB